Neues Heft der Hohenzollerischen Heimat erschienen
Das Kreisarchiv Sigmaringen, die Geschichte des Ortes Glashütte, die Hohenzollerische Landesbahn, ein Straßberger Militärgeistlicher, die Zuwanderung nach Hohenzollern und die Kompositionen des letzten Hechinger Fürstenpaares sind die Themen der zum Jahreswechsel erschienenen Ausgabe 4/2022 der Hohenzollerischen Heimat. Die Vierteljahresschrift wird vom Hohenzollerischen Geschichtsverein e.V. herausgegeben und kann per Tel. 0176 8840 6540 (Dienstag 9.00 bis 11.30 Uhr) oder E-Mail anfrage@hohenzollerischer-geschichtsverein.de bestellt werden.
Edwin Ernst Weber stellt das Gedächtnis des Landkreises Sigmaringen vor, das Kreisarchiv. Aufgaben, Bestände und ausgewählte „Schätze“ werden vom 13. November 2022 bis 12. März 2023 in einer Ausstellung in der Kreisgalerie im Schloss Meßkirch der Öffentlichkeit präsentiert. Dabei werden 150 ausgewählte Archivalien vom 14. bis ins 20 Jahrhundert zu sehen sein. Das Kreisarchiv ist die historische Datenzentrale des Landkreises mit Schwerpunkt auf dem 19. und 20. Jahrhundert. Die Überlieferung umfasst aktuell 2250 laufende Regalmeter.

Falko Hahn beschließt mit dem fünften Teil seine Abhandlung über „Glashütte, Kinder, Wege, Gefäße“. 1830 erhielt die namenlose Glasmachersiedlung die amtliche Berechtigung, den Namen Glashütte zu tragen, 1881 wurde die Glashütte endgültig geschlossen. Die 300-Jahr-Feier von Glashütte wurde am 11. August 2001 gefeiert.
Botho Walldorf beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der „Dekarbonisierung“ bei der Hohenzollerischen Landesbahn. Ein Bildervergleich zweier Aufnahmen, entstanden auf dem Bahnhof Eyach, zeigt die Klein-Dampflok Nr. 3 d vom Jahre 1903 und darunter im Oktober 2021 die modernste Technologie, nämlich ein mit Wasserstoff betriebener Triebwagen der Südwestdeutschen Landesverkehrs-AG (SWEG), die 2018 die Hohenzollerische Landesbahn übernommen hat.
“Hohenzolllern sagt ja zum Südweststaat am 24. Sept. 1950” – Plakat zur Probeabstimmung über den Südweststaat aus dem Kreisarchiv Sigmaringen. (Kreisarchiv Sigmaringen)

Eine Kleinbahn-Dampflok am Bahnhof Eyach um 1903. (Staatsarchiv Sigmaringen)
Gerd Bantle steuert einen kurzen Beitrag „Zum Tod des Straßberger Militärgeistlichen Dr. Edmund Langenstein vor 90 Jahren“ bei. Langenstein wurde am 6. Februar 1875 in Straßberg geboren und starb am 20. Februar in Berlin. Nach Stationen im Kloster Wald, Langenenslingen, Hechingen und Stein kam er 1908 als Militärgeistlicher nach Berlin und in das ehemalige Bromberg, von 1922 bis 1928 war er Standortpfarrer der Reichswehr in Berlin.
Friedrich R. Wollmershäusers Abhandlung über die “Zuwanderung in die Grafschaft Hechingen nach dem Dreißigjährigen Krieg“ findet als Teil 2 seine Fortsetzung.

Paul Münch stellt unter dem Titel „Walzer, Galopps und Lieder … Die Kompositionen des letzten Erbprinzen- und Fürstenpaares Eugenie und Friedrich Wilhelm Constantin von Hohenzollern“ detailliert das Musikschaffen des Fürstenpaares vor. Die romantischen Lieder und schlichten Klavierkompositionen kamen nach Eugenies Tod zuerst in die fürstenbergische Hofbibliothek, heute werden sie in der badischen Landesbibliothek in Karlsruhe verwahrt.
3 Buchbesprechungen runden das 24-seitige, reich bebilderte Heft ab.
Walzer, komponiert und handgeschrieben von Fürstin Eugenie von Hohenzollern-Hechingen (Badische Landesbibliothek Karlsruhe)
Römerstraßen, Albert Einstein und die Machtkämpfe im Nationalsozialismus - Neuer Doppelband der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte erschienen
Zwei bisher unbekannte römische Straßen im Bereich des Kastells Mengen-Ennetach hat Dr. Stefan Wintermantel entdeckt. Seine Entdeckungen stellt er in dem jüngst erschienen Doppelband 57/58 der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte vor. Wintermantels Aufsatz ist einer von sieben Beiträgen in dem 384 Seiten umfassenden Doppelband, der im Buchhandel für 39 Euro erworben werden kann. Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins erhalten die Zeitschrift als kostenlose Mitgliedsgabe.
Mit Hilfe neuer Forschungsmethoden gelingt es Wintermantel, die verkehrsmäßige Erschließung unseres Raumes in römischer Zeit neu zu erfassen und den Kenntnisstand über das römische Straßennetz zu korrigieren und zu vertiefen. Die beiden neu entdeckten Römerstraßen, von denen er auch Spuren im Gelände gefunden hat, führten vom Kastell Mengen-Ennetach nach Süden zum Bodensee und nach Westen in Richtung des römischen Gutshofs „Altstadt“ bei Meßkirch.
Nachdem Jürgen Scheff im vorangegangenen Doppelband der Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte den ersten Teil seiner Forschungen zu den Eginonen, Welfen und Zollern publiziert hat, stellt er nun im zweiten Teil Überlegungen zu verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Grafen von Urach, von Vaihingen und von Zollern im Hochmittelalter an. Indem er die vorliegenden Quellen neu auswertet und interpretiert, gelingt es dem Verfasser, auf genealogische Zusammenhänge zwischen den genannten Adelshäusern aufmerksam zu machen.
Das Kloster Beuron vor dessen barocker Umgestaltung im Jahre 1694 ist Gegenstand einer Studie von Lothar Gonschor. Der Autor kann erhaltene Maßwerkteile der Vorgängerbauten aus spätgotischer Zeit in Details der Fensterdarstellungen im sogenannten „Gründungsbild“ des Klosters Beuron identifizieren und somit nachweisen, dass dieses Ölbild ein „authentisches Dokument des historischen Zustands“ der Klosteranlage vor der Umgestaltung ist.
Breiten Raum nimmt die Zeitgeschichte ein: Am Beispiel von Albert Einstein und seiner Hechinger Verwandtschaft zeigt der Beitrag von Dr. Christof Rieber jüdische Familiensolidarität auf und stellt die Aufenthalte Albert Einsteins und seiner zweiten Ehefrau Elsa in Hechingen vor, der Geburts- und Heimatstadt von Elsa. Rieber kann detailliert die Aufenthalte des Ehepaars Einstein in Hohenzollern belegen und geht auf die vier Besuche Albert Einsteins bei seinem Freund Camillo Brandhuber in Benzingen ein, der dort katholischer Pfarrer war. Die beiden kannten sich aus Berlin, wo Brandhuber von 1908 bis 1918 als Zentrumsabgeordneter im Preußischen Abgeordnetenhaus für den Wahlkreis Sigmaringen saß. Neben persönlicher Sympathie verband beide Übereinstimmungen in grundlegenden Überzeugungen, so waren sie beide Gegner der Monarchie.
Dr. Michael Walther untersucht die innerörtlichen und innerparteilichen Machtkämpfe in den kleinen hohenzollerischen Gemeinden Thanheim und Steinhofen (Bisingen) bei Hechingen, die 1933 in der Frühphase des Nationalsozialismus stattfanden. Einige der Beteiligten wurden gar vorübergehend im KZ Heuberg bei Stetten am kalten Markt inhaftiert, darunter sogar ein Mitglied der NSDAP und SA. Bei den Verhaftungen von sechs Männern aus Thanheim und Steinhofen am 12. September 1933 ging es nicht um die Ausschaltung von Regime-Gegnern durch SA-Einheiten, sondern um die Verfolgung persönlicher Interessen der beiden NSDAP-Stützpunktleiter und Lehrer Max Klaiber und Franz Xaver Wannenmacher sowie des SA-Sturmbannführers und „NS-Mulitfunkionärs“ Vinzenz Stehle aus Bittelbronn. Die Verhaftungen stellten eine unzulässige Grenzüberschreitung dar. Noch im Oktober 1933 wurde beschlossen, die beiden Lehrer ihrer Ämter als NSDAP-Stützpunktleiter zu entheben, und als Lehrer wurden sie strafversetzt. Dagegen taten die Vorkommnisse der NS-Karriere Stehles keinen Einbruch. Und obwohl ihn das Landgericht Hechingen 1947 wegen des Übergriffs 1933 zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilte, wurde der ehemals einflussreiche Nationalsozialist 1952 zum Bürgermeister von Bittelbronn gewählt, ein Amt das er bis zu seinem Tode 1967 innehatte.
Archivalische Quellen in französischen und deutschen Archiven sowie die Forschungsliteratur umfassend auswertend behandelt Benjamin Pfannes unter dem Titel „Paris an der Donau?“ die Übersiedlung der Vichy-Akteure nach Deutschland und analysiert die Ereignisse in den Rückzugsorten Sigmaringen und Mainau der französischen Kollaborateure im Zeitraum von September 1944 bis April 1945.
Ein Aufsatz von Dr. Edwin Ernst Weber über die Militärstandorte zwischen Schwäbischer Alb und Bodensee vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart beschließt den Teil der Abhandlungen des aktuellen Bandes. Er begreift die „Entwicklung der Militärlandschaft […] mit ihren wachsenden und schrumpfenden Standorten“ als „Spiegel der deutschen Geschichte mit ihren wechselnden politischen ‚Großwetterlagen‘ und den damit einhergehenden und sich ständig verändernden militärischen Anforderungen.“ Expansionsphasen gab es in wilhelminischer Zeit, im Nationalsozialismus und im Kalten Krieg. Da die Garnisonen Wirtschaftsfaktoren für die umliegenden Städte und Gemeinden waren, bedeuteten Truppenreduzierungen und Standortschließungen zunächst wirtschaftliche Einbußen, längerfristig gesehen bieten gewerbliche, infrastrukturelle, siedlungsmäßige oder kulturelle Weiterentwicklungen neue Chancen und Möglichkeiten.
Im zweiten Teil der Zeitschrift wird auf rund 60 Seiten neues Schrifttum mit Bezug zu Hohenzollern und zur Landesgeschichte vorgestellt.
Die Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte wird vom Hohenzollerischen Geschichtsverein herausgegeben. Schriftleiter sind Dr. Volker Trugenberger, bis zu seiner Pensionierung Leiter der Abteilung Staatsarchiv Sigmaringen im Landesarchiv Baden-Württemberg, und Dr. Andreas Zekorn, bis zu seiner Pensionierung Leiter des Kreisarchivs Zollernalbkreis. Für Mitglieder des Hohenzollerischen Geschichtsvereins ist der Bezug der Zeitschrift im jährlichen Mitgliedsbeitrag von 30 Euro enthalten.
BEZUGSPREIS DER ZEITSCHRIFT HOHENZOLLERISCHE HEIMAT
Aufgrund gestiegener Kosten muss für Bezieher der Zeitschrift Hohenzollerische Heimat, die nicht Mitglied des Hohenzollerischen Geschichtsvereins sind, der jährliche Bezugspreis ab 1. Januar 2023 auf 15,- Euro erhöht werden.